Gast Gast
| Thema: Traumfeders Geschichte So 22 Jul 2012 - 20:15 | |
| So, hab auch mal was geschrieben, es ist aber noch lange nicht fertig. Ich nehme an, dass sich das niemand durchliest, weil es schon jetzt relativ viel ist (für ein Forum^^) Trotzdem: Wer es liest, kann bitte einen Kommentar und KRITIK (!) abgeben - Spoiler:
Epilog
Es war Nacht. Stille herrschte über den Wald, dessen Bäume, vom kalten Mondlicht beschienen, Schatten auf die schwarzen Farnwedel warfen, die sich leicht im Wind wiegten. Ein Uhu schrie, ab und zu konnte man Blätter rascheln hören, die eine leichte Brise vor sich herschob, die unheimlich zu flüstern und zu murmeln schien, doch sonst vernahm niemand einen Mucks. Alles schlief, sogar die Zweibeinermonster mit ihren glatten, schimmernden Pelzen schienen ausgestorben. Nichts regte sich, nur die Finsternis war deutlich zu spüren. Ein Schatten kroch aus einer Höhle am Waldrand. Langsam schob er sich an der Felswand entlang, sodass er kaum zu erkennen war. Erst, als die Kreatur den schützenden Stein ganz verließ, zeichnete sich deutlich der Umriss einer Katze im fahlen Mondlicht ab. Sie war ein dunkles Geschöpf, nur ihre Augen funkelten unheilverkündend. Schnell verschwand sie im Wald und verschmolz mit den Schatten der Bäume, sodass sie praktisch unsichtbar war. Lediglich ein Rascheln oder das Aufflattern einiger verstörter Vögel verrieten die Ankunft eines bösen Geistes. „Heute Nacht wird es beginnen“, flüsterte es plötzlich aus den Schatten. Nun hob sich die Form der Katze wieder von den Bäumen ab, da sie auf eine Lichtung trat, die vom kühlen Mondlicht erhellt wurde. Auf einmal kam ein heftiger Wind auf, als würde der Wald versuchen, sich gegen die Katze zu wehren, doch die stand nur mit vor Erwartung funkelnden Augen da und rührte sich nicht. Sie schien auf etwas zu warten. Endlich, nach einer halben Ewigkeit, als der Mond schon auf die andere Seite des Silbervlieses gewandert war, rührte sich das Geschöpf wieder. Es erhob sich auf die Pfoten und richtete sich gerade auf. Doch es stand nicht, wie alle anderen Katzen, die in diesem Wald lebten. Es hatte eine machtausstrahlende, autoritäre Stellung eingenommen, es wirkte erhaben und stolz. Dann, wie auf ein stilles Zeichen hin, traten plötzlich dutzende von Katzen schweigend und unterwürfig aus den Schatten. Ihre Körper sah man kaum, allein ihre Augen verrieten Anspannung und Aufregung. Die Katze in der Mitte, die von den anderen umringt wurde, besah sich die Gruppe kurz. Dann blickte sie zu einem Kater mit kurzem, struppigem Fell. Sie nickte ihm zu und er schritt untergeben auf sie zu, als wäre sie ihr Anführer. „Nun?“, fragte die Kätzin, die so viel Macht über die Schattenkatzen zu haben schien. „Es ist soweit“, antwortete der Kater mit einem zufriedenen Funkeln in den Augen. Ein wenig erleichtert und leicht lächelnd nickte die Kätzin. „Dann fangen wir an“, flüsterte sie, doch alle konnten sie hören. Es herrschte Grabesstille. Plötzlich begannen die Katzen, laut aufzujaulen. Triumphierendes, freudiges Geheul erhob sich und schwoll an. Die Meute tobte. Zwischen dem Jubeln waren die leisen Worte der Kätzin zu dem Kater kaum zu verstehen, doch sie trugen so viel Hass und Verachtung in sich, dass der Kater leicht zusammenzuckte. „Endlich. Sie haben Blutdurst. Wir sind bereit!“
Traumpfote sprang. Schnell eilte sie zu ihrer Mentorin zurück und hielt ihr die zwischen ihren kleinen, aber spitzen Zähnen baumelnde Maus hin. Sie platzte fast vor Stolz, die kleine Schülerin hatte ihre erste, richtige Beute erlegt. Bewunderung blitzte kurz in Flammensturms Augen auf, Traumpfote stellte sich wirklich gut an. „Sehr gut“, lobte sie die junge weiß-graue Kätzin und schnurrte zufrieden. „Nun vergrab die Beute hier, damit wir weiterjagen können, ohne, dass sie gestohlen wird“, wies sie ihre Schülerin an, die sofort eifrig zu graben begann. Ein wirklich fleißiges Kätzchen, dachte sie im Stillen. Als Traumpfote fertig war, blickte sie zu ihrer Mentorin auf. „Was nun?“, fragte sie mit Begeisterung in den Augen. „Wir werden zu den Sonnenfelsen gehen und dort weiterjagen“, entschied die flammenfarbene Kätzin und fügte noch hinzu: „Weißt du noch, wo die Sonnenfelsen sind?“ Die Schülerin blickte etwas ratlos drein, fing sich aber schnell wieder und maunzte, anscheinend erfreut darüber, dass sie es doch nicht vergessen hatte, fröhlich: „Ja! Soll ich uns hinbringen?“ Amüsiert über den Eifer Traumpfotes und die Mühe, die sie sich gab, nickte Flammensturm. Im selben Augenblick begann die Schülerin auch schon, in Richtung FlussClan-Grenze zu hoppeln. An den sonnenbeschienenen, flachen Steinen angekommen, reckte die frisch ernannte Schülerin stolz die Brust vor und lächelte zufrieden. „Sehr gut“, wiederholte Flammensturm. Dann sprach sie leiser, um nicht die ganze Beute zu verscheuchen. „Was kannst du riechen?“, fragte sie. Traumpfote sog tief die Luft ein. „FlussClan“, meinte sie zuerst, „und…Eichhörnchen!“, flüsterte sie aufgeregt. Flammensturm nickte nur zustimmend, um das Tier nicht zu verschrecken. Sie wies mit dem Schweif auf ein rot-braunes Fellbüschel, das hinter einem Busch hervorlugte. Das Hörnchen saß mit dem feurigen, buschigen Schwanz zu ihnen, sodass es die Jäger nicht sehen konnte. Traumpfote wollte schon losstürmen, als ihr Flammensturm Einhalt gebot. Ernst und langsam, um nicht die Spur eines Geräuschs zu verursachen, schüttelte sie den Kopf. Mit den Lippen formte sie die Worte „Sie zu und bleib hier still sitzen“, woraufhin sie einen etwas beleidigten Blick der Schülerin erntete. Dann schoss sie selber vor ins Gestrüpp, das Eichhörnchen bemerkte sie einen Herzschlag zu spät und wurde von der feuerfarbenen Flammensturm mit einem schnellen Biss ins Genick erlegt. Staunend trabte Traumpfote heran und beäugte die fette Beute. „Wieso durfte ich es nicht fangen?“, fragte sie dann, immer noch leicht pikiert. „Ich habe dir noch nicht beigebracht, wie man sie fängt“, erklärte ihre Mentorin. „Eichhörnchen sind schwerer zu jagen als Mäuse und du musst viel konzentrierter sein. Ich werde dir einige neue Jagdtechniken beibringen, aber zuerst bringen wir die Beute ins Lager.“ Mit diesen Worten nahm sie das rote Geschöpf ins Maul und wies Traumpfote an, ihr zurück zu der Maus zu folgen. Die Schülerin nahm sie auf und gemeinsam trotteten sie ins DonnerClan-Lager.
Als Traumpfote mit ihrer Mentorin im DonnerClan-Lager ankam, reckte sie stolz ihren Kopf in die Luft, sodass sie Flammensturm, die amüsiert mit den Schnurrhaaren zuckte, fast bis zur Schulter reichte. Triumphierend lächelte die junge Schülerin breit vor sich hin und trug gemeinsam mit der flammenfarbenen Kriegerin neben ihr die Maus und das Eichhörnchen zum Frischbeutehaufen. Da sie nicht genau wusste, ob sie sich schon etwas nehmen durfte, fragte sie Flammensturm etwas verlegen: „Kann ich mir die Maus nehmen?“ Die Rote sah sie mit einem scherzhaft tadelnden Blick an und erwiderte: „Du weißt doch, dass das Gesetz der Krieger dir vorschreibt, erst die Jungen und die Ältesten zu versorgen.“ Als Traumpfote enttäuscht den Kopf senkte, lachte ihre Mentorin und schnurrte belustigt. „Na los, nimm dir schon was.“ Mit diesen Worten sprang Flammensturm fröhlich davon und gesellte sich zu Dunstwolke, dem Heiler des DonnerClans, der gerade Schattenpfotes Vorderlauf verarztete, und den beiden Kriegern Geisterklaue und Ingwerpelz. Kurz wunderte sich die Schülerin, warum das Training so ungewöhnlich früh beendet war, beließ es dann aber dabei und dachte nicht mehr darüber nach. Flammensturm wusste, was sie tat, und wenn sie das Training für heute abbrach, hatte das einen wichtigen Grund, dessen war sie sich sicher. Traumpfote beobachtete die junge Schülerin an Dunstwolkes Seite, die sich anscheinend die Pfote verstaucht hatte und nun mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Traumpfote humpelte. Diese sah sie mitfühlend an und wollte sie schon fragen, ob es ihr einigermaßen gut ging, als Schattenpfote auch schon seufzend, aber lächelnd, miaute: „Es geht schon, keine Sorge.“ Mit einer immer noch fröhlichen Stimme, in der jedoch ein unüberhörbarer bitterer Unterton lag, fuhr sie fort: „Das Training ist aber erst einmal beendet.“ Die gestreifte Schülerin streckte die verletzte Pfote vor und zeigte sie ihrer Freundin, die sie vorsichtig begutachtete. „Das sieht böse aus“, murmelte sie, und Schattenpfote erwiderte sogleich: „So schlimm ist das nicht. Ich bin bei der Jagd unglücklich gestolpert, aber Dunstwolke sagt, in ein paar Sonnenaufgängen kann ich wieder trainieren.“ Diesmal glommen ihre Augen voller Vorfreude auf die nächsten Unterrichtsstunden auf, ehe sie wieder trüb wie immer wurden und Traumpfote nur noch großes Mitleid empfinden konnte. Schattenpfotes Vater war unbekannt, ihre Mutter, Mondsichel, hatte die zwei Geschwister, Dunkeljunges und Finsterjunges, ausgesetzt, da sie überfordert gewesen war, und wurde daraufhin verstoßen. Schattenpfotes Familie bestand aus ihrer Schwester Nachtpfote. Traumpfote hingegen hatte Mutter, Vater und Geschwister, und manchmal nagten Schuldgefühle an ihr, weil sie, im Gegensatz zu ihrer Freundin, eine vollständige Familie hatte. Traumpfote sah berührt zu Boden und bearbeitete ihn nervös mit den Krallen. Dann riss sie sich zusammen und leckte ihrer Freundin das Ohr, wobei sie leise schnurrte. „Es ist bestimmt bald verheilt“, maunzte sie aufmunternd. Als sie einen Schritt zurücktrat, miaute sie fröhlich: „Möchtest du mit mir essen?“ Schattenpfote nickte und begann, zum Frischbeutehaufen zu humpeln. Sie bekam von ihrer Freundin die Schulter geboten, lehnte sich dankbar an, und gemeinsam bewegten sie sich allmählich in Richtung Beute. Dort angelangt, suchte Traumpfote eine fette Maus für sich und ein mageres, aber großes Kaninchen für Schattenpfote aus, die sich gleich gierig daran machte, es zu verspeisen. Nachdem die beiden jungen Kätzinnen ihr Mahl hastig und ohne zu reden verschlungen hatten, begann Traumpfote mit der Fellpflege und Schattenpfote wurde von Nachtpfote, ihrer Schwester, die mit Heidelschweif ins Lager getrottet kam, und Dunstwolke zurück in den Heilerbau bugsiert. Jedes Mal, wenn sie mit der verstauchten Pfote leicht auftrat, zuckte sie vor Schmerz zusammen, und Traumpfote wusste, dass Schattenpfote ihre Zähne zusammenbiss, damit sie nicht laut aufjaulte. Als Traumpfote ihre Wäsche beendet hatte, brach bereits die Dämmerung an. Die Schülerin wandte ihren Blick zufällig nach rechts, zu einem Brombeerdickicht, in dem sie die deutlichen Umrisse zweier Katzen erkannte, die, vor dem Himmel, den die Sonne in ein glühendes Rot tauchte, schwarz aussahen. Sie sah die Silhouetten von Flammensturm und Adlerkralle, die sich Schnauze an Schnauze berührten und miteinander flüsterten. Traumpfote schmunzelte in sich hinein und fing einen vielsagenden Blick von Heidelschweif auf, der mit dem Eichhörnchen im Maul, auf dem Weg zu seiner Gefährtin Minzfrost, an ihr vorbeitrottete. Deshalb hatte ihre Mentorin wohl das Training früher als sonst beendet, überlegte Traumpfote und blickte dann, nachdem sie das Pärchen eine Zeit lang beobachtet hatte, aus Höflichkeit in eine andere Richtung.
Inzwischen waren noch mehrere Krieger eingetrudelt und hatten frischbeute mitgebracht. Die Katzen, die noch nichts gefressen hatten, trabten nacheinander oder miteinander zum Frischbeutehaufen, fraßen und verschwanden in ihrem Bau. Allmählich wurde es finster und die Luft kühlte sich ab. Traumpfote fröstelte, und da die Dunkelheit hereinbrach, beschloss sie, sich im Schülerbau zur Ruhe zu legen. In der gemütlichen, windgeschützten Höhle aus Moss, Ästen und Brombeergestrüpp angekommen, lief die kleine Kätzin zu ihrem weichen Nest hinüber und trat hinein. Sie musste sich ein paar Mal drehen, ehe sie eine bequeme Position gefunden hatte. Dann legte sie sich nieder, rollte sich zusammen, legte den geringelten Schwanz über die Schnauze und schloss die Augen. Traumpfote konnte nicht einschlafen, obwohl sie einen anstrengenden Tag hinter sich hatte, denn der warme, gleichmäßige Atem ihrer Freundin Schattenpfote, den sie ihr immer in den Rücken blies, während sie döste, fehlte ihr. Das Nest und der Bau schienen unnatürlich leer, sogar, als die junge Schülerin Nachtpfote, Kiefernpfote und Kieselpfote hereintraben hörte. Bis jetzt hatte Traumpfote jede Nacht mit ihrer Freundin verbracht und nun fühlte sie sich schrecklich einsam. So einsam, dass sie schon überlegte, zu Schattenpfote zu schleichen und bei ihr zu schlafen. Als sie ihre müden Muskeln spürte, entschied sie sich aus Faulheit dagegen, wodurch sie sofort ein schlechtes Gewissen bekam, das sie jedoch erfolgreich ignorieren konnte, und glitt allmählich in einen schwarzen Schlaf. Traumpfote fand sich auf einer von Heidekraut und Ginster umgebenen, zugigen Ebene wieder. Unbekannte Gerüche strömten ihr in die Nase, doch völlig fremd waren sie nicht. Überall liefen stetig Katzen umher, trugen Beute herum, liefen in einen Bau oder heraus. Ab und zu kam ein Junges mit seiner Mutter angehoppelt, es herrschte reger Betrieb. Traumpfote erkannte einige Katzen und auch die Sträucher und die karge Landschaft waren ihr bekannt. Dies hier musste das WindClan-Lager sein. Ein weiteres fremdes Gesicht tauchte am Lagereingang auf, und obwohl Traumpfote sich sicher war, dass niemand sie bemerken konnte, steuerte der Schüler direkt auf sie zu. Erst jetzt sah Traumpfote, dass die Clan-Katzen leicht schimmerten. Sie schienen nicht echt und ihre Gestalten waren fast durchsichtig und glänzten silbrig. „Sei gegrüßt.“ Die Stimme des fremden Schülers riss Traumpfote abrupt aus ihren Gedanken. Sie starrte ihn an, als wäre er ein Geist. Dann fiel ihr auf, dass dieser Gedanke gar nicht so abwegig war. Vielleicht war er ein Geist, doch auf jeden Fall kam er vom SternenClan, wie ihr nun überraschend bewusst wurde. Als sie merkte, dass sie den Kater immer noch anstarrte, schüttelte sie peinlich berührt den Kopf und sah verlegen zu Boden, der von ihren Klauen aus Nervosität aufgekratzt wurde. Da der Schüler nichts sagte, herrschte ein peinliches Schweigen, das Traumpfote schüchtern zu brechen suchte. Sie räusperte sich, straffte die Schultern, sodass sie mutiger und größer wirkte, und blickte der WindClan-Katze fest ins Gesicht. „Ich bin Traumpfote“, sagte sie, und versuchte, selbstbewusst zu klingen. Der Schüler nickte nur. Es schien ihm gleichgültig zu sein. „Ich weiß“, miaute er dann ernst. Traumpfote erwartete, dass er sich nun auch vorstellen würde, doch das blieb aus. Stattdessen trabte der Schüler auf eine Höhle am Rande des Lagers zu, und gab ihr ein Zeichen, ihm zu folgen, was sie, wissbegierig wie sie war, auch mit zuckendem Schwanz tat. Er führte sie in den Hohlraum eines glatten Felsen. Drinnen war es stockdunkel, finsterer als die finsterste Nacht, Traumpfote konnte nicht einmal die Steinwände erkennen. Hier herrschte eine unnatürlich schwarze Dunkelheit, was der Schülerin einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen ließ. „Komm her“, wies sie die monotone Stimme des Katers an, und sie versuchte, dem Klang seiner Worte zu folgen, um nicht gegen den Stein zu stoßen. Mit kurzen Sätzen wie „Folge mir“ oder „Komm schon“ geleitete der Schüler Traumpfote immer tiefer ins Innere des Felsens hinein, denn der helle Ausgang wurde immer kleiner. Noch immer hatten sich die Augen der Kätzin nicht an die Finsternis gewöhnt, und sie bezweifelte, dass dies jemals geschehen würde. Kein Sonnenstrahl drang von außen herein, obwohl die Sonne direkt hineinscheinen müsste. Als die beiden jungen Katzen irgendwann um eine Kurve bogen, war das Licht ganz verschwunden und drückende Stille und schwarz umgab sie. Doch ganz hinten, es sah aus wie am Ende der Höhle, schimmerte etwas Silbernes. Es schien Wasser zu sein, das, von einem unsichtbaren Licht beschienen, Schatten an die Felswand über ihm warf und spiegelte. Fasziniert von der geheimnisvollen Aura, die an diesem Ort herrschte, trat Traumpfote näher heran und spürte die Anwesenheit des Katers dicht neben sich, der, im Gegensatz zu ihr, nicht einen erstaunten Laut ausstieß. Als die Schülerin nah genug am Wasser war, erkannte sie, dass es grau-blau glitzerte und mystisch plätscherte. Mit offenem Maul wandte sie den Blick auf den Kater, dann wieder auf das Wasser, das die beiden Katzen spiegelte. Erst jetzt fiel Traumpfote auf, dass sie den Fremden noch gar nicht genauer erforscht hatte und um sich nicht lächerlich zu machen und ihn wieder anzustarren, blickte sie einfach auf sein Spiegelbild. Unauffällig musterte sie den WindClan-Schüler. Er hatte muskulöse Beine, deren Muskeln unter dem schimmernden, kurz anliegenden Pelz spielten. Außerdem war er schlank und lang, sodass er dynamisch über das kahle Territorium sprinten konnte. Seine Augen funkelten bläulich und Traumpfote spürte, dass sie in ihre Richtung blickten, woraufhin sie sofort auf ihr eigenes Spiegelbild hinab sah. So viele Fragen brannten in der Schülerin. Wer war der Kater? Wieso war sie hier? Weshalb hatte der SternenClan ihr einen Traum geschickt und was hatte das alles zu bedeuten? Traumpfote konnte nicht anders, sie hielt die Unwissenheit nicht länger aus und fragte: „Wer bist du?“ Der Kater bedachte sie mit einem langen, nichtssagenden Blick, ehe er ruhig antwortete. „Es spielt keine Rolle, wer ich bin. Mein Name allerdings lautet Himmelspfote“, miaute er. Er hatte seine Worte gut bedacht und sorgfältig ausgewählt. Traumpfote nickte, dankbar für wenigstens diese kleine Information, an der sie sich festhalten konnte. Trotzdem verstand sie nicht, was Himmelspfote mit „Es spielt keine Rolle, wer ich bin. Mein Name lautet Himmelspfote“ wirklich gemeint hatte. Gab es einen Unterschied zwischen sein und heißen? Traumpfote schüttelte diese verwirrenden Gedanken aus ihrem Kopf, und blickte den Kater immer noch ratlos an. „Was machen wir hier?“, platzte es nach einer Weile des Schweigens, in der nur das Wasser stetig vor sich hin plätscherte, aus ihr heraus. Lange kam keine Antwort, doch dann konnte sie wieder die ruhige und besonnene Stimme des Schülers vernehmen. „Ich weiß, dass es schwer ist, nichts zu wissen. Aber ich kann dir keine Antwort auf diese Frage geben.“ Für einen Moment pausierte er, dann fuhr Himmelspfote fort. „Ich weiß es selbst nicht“, miaute er leise, als ob er sich dafür schämte. Traumpfote wusste nicht, wie sie reagieren sollte, doch diese Entscheidung wurde ihr abgenommen, da Himmelspfote im nächsten Augenblick weiterredete. „Ich weiß nur, dass der SternenClan wollte, dass du zu mir findest. Und nun komm her“, befahl er und Traumpfote gehorchte und rückte noch näher an das Wasser und an ihn heran. Sein warmer Pelz streifte den ihren und sie spürte, wie sich seine Flanke rhythmisch hob und senkte, wenn er atmete. Ein aufgeregtes Kribbeln hatte nun Traumpfotes anfängliche Angst und die darauf folgende Ratlosigkeit abgelöst, und wurde von Moment zu Moment heftiger. Inzwischen prickelte ihr ganzes Haarkleid, die Nervosität und die Aufregung waren kaum zu ertragen. Die Schülerin musste endlich wissen, woran sie war. Himmelspfote wies sie mit einem Zeichen an, sich über das Wasser zu beugen, was Traumpfote auch tat. Allerdings blieb der Schüler an Ort und Stelle, wider Erwarten der DonnerClan-Kätzin. Dennoch trat sie so nah wie möglich an die Pfütze heran, die viel tiefer war, als sie geglaubt hatte. Man konnte nicht einmal den Grund sehen. Gehorsam beugte sich die Schülerin zum Wasser hinunter und wartete ab, wobei sich ihre Muskeln fast verkrampften, da sie in einer unbequemen und unnatürlichen Haltung stand. „Sie näher hin“, sagte Himmelspfote und Traumpfote befolgte seine Anweisungen. Immer näher kam sie dem glitzernden Nass, konnte jedoch nichts erkennen, außer funkelnden Schimmer und kleine Strudel in einer leichten Strömung. Noch dichter beugte sie sich, immer weiter hinunter, immer näher an die feuchte Oberfläche. Die Spannung in Traumpfote stieg. Würde ihr etwas geschehen, wenn sie das unheimliche Wasser berührte? Was zum SternenClan sollte sie denn hier sehen? Noch dichter bückte sie sich, konnte bereits den süßlichen Geruch tief einsaugen. Nur noch eine Krallenbreite war sie entfernt vom schimmernden Glanz. Und kurz bevor sie die Oberfläche endlich berührte und von ihrer Spannung erlöst wäre, schreckte sie aus dem Schlaf hoch.
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