Bedrückt blickte die Kätzin kurz ins Leere, bevor sie sich, wie ein Junges eben war, wieder von anderen Sachen ablenken und begeistern ließ. "Was flüstert ihr da so?", fragte sie neugierig und musterte ihre Eltern auf irgendwelche Hinweise. Gelangweilt erhaschte sie, an ihrem Vater vorbei, einen Blick auf die Lichtung, wo sich schon einige Katzen befanden. "Kann ich nach draußen?", fragte sie Wolkenmeer und sah sie dabei mit ihren Kulleraugen an.

Verdutzt darüber, dass ihr Bruder schon draußen war, stolperte die Schwarzweiße fast bei dem Versuch ihn einzuholen. Auf der Lichtung angekommen sah sie zu der großen, hellen Scheibe am Himmel, die ihren großen blassgrünen Augen Lichtreflexe zauberten. "Was sollen wir machen?", miaute Möwenjunges gelangweilt und stellte fest, dass sie als Schüler vielleicht doch Vorteile hätte. Wenigstens könnte sie dann mal das Lager verlassen und etwas unternehmen. Blinzelnd sah die Kätzin sich um, entdeckte aber nichts was sie begeistern könnte. Auf Spielen hatte sie auch keine wirkliche Lust, was wohl daran lag, dass die meisten Kriege zwischen den Clans spielten, wobei sie das für eine ernste Angelegenheit hielt.

Leicht verwundert, dass ihrem Bruder so viel einfiel, wandte Möwenjunges kurz ihren Kopf ab, um sich nach einer anderen Möglichkeit um zusehen. Doch kaum hatte sie dies getan, schrie Elsternjunges das ganze Lager zusammen. Besorgt drehte sich die Kätzin um und sah auch schon ihre Mutter aus der Kinderstube stürmen. Na toll. Ohne irgendetwas zu sagen, stolzierte die Schwarzweiße auf den Verletzten zu um herauszufinden was ihn plagte. Da er seine rechte Vorderpfote ständig nach oben hielt, nahm sie an, dann dies der springende Punkt sein könnte. "Halt still.", meinte sie ruhig und konnte einen Blick auf den Ballen erhaschen. Etwas Spitzes steckte tief in der Pfote und brachte Blut zum Vorschein, wobei es sich nicht um viel handelte. Ohne Nachzudenken brachte mobilisierte sie mit ihren Pfoten das Bein des Schwarzweißen, damit er nicht noch weiter rumzappelte und zog langsam, mit Bedacht darauf keine weiteren Blutgefäße zu verletzten den Dorn, wie sich der Übeltäter zu bekennen gab, heraus. "Nur ein Dorn.", murmelte die Kätzin leise und sah das bersteinfarbene Ding an. "Aber ein Großer.", fügte sie zu der Verteidigung ihres Bruders hinzu.

Kurz flammte ein Fünkchen Stolz in der Kätzin auf, was sich beim Lob ihrer Mutter noch vergrößerte. Leicht neugierig rannte sie neben ihrem Vater her, der in Richtung Heilerbau steuerte. Schon immer hatte es die Schwarzweiße interessiert, wie Kristallrose ihre Pflichten erfüllte und andere heilte, oder ihnen gar das Leben rettete. Angekommen musterte Möwenjunges noch einmal besorgt ihren Bruder, nachdem sie den großen Dorn fallen gelassen hatte. "Hast du immer noch Schmerzen?", fragte sie ihn kurz, wurde dann aber wieder von einem Vogel abgelenkt, der über das Lager flog.

Die Schwarzweiße wartete ab, bis ihr Bruder ihr eine Antwort gab. Währenddessen fiel der Kätzin auf, wie die Blicke auf ihrem Pelz brannten, einen davon konnte sie zu ihrer Mutter zurückverfolgen. "Was ist denn?", fragte sie irritiert und betrachtete sich von oben bis unten, ob an ihr irgendetwas ungewöhnlich war. Gerade als sie erneut ihr Maul aufreißen wollte, ertönte die Stimme Elternjunges' in ihren Ohren. "Kristallrose wird bestimmt bald kommen, dann wirst du keine Schmerzen mehr haben.", miaute Möwenjunges, auch um sich selber zu beruhigen. Auf seinen Dank reagierte sie nicht, schließlich hatte sie nur so gehandelt, wie sie es für richtig gehalten hätte, jeder hätte das gekonnt, es war doch nur ein Dorn gewesen.

Da ihr Bruder anscheinend noch etwas geschockt und daher unfähig war zu antworten, übernahm Möwenjunges dies. "Ein Dorn war in seiner Pfote gesteckt, ein richtig Großer.", die letzten Worte betonte die Schwarzweiße, um alles ein klein bisschen dramatischer wirken zu lassen. Die Kätzin starrte Kristallrose an, gespannt darauf, wie sie nun handeln würde. Dabei hätte sie fast vergessen zu erwähnen, was sie zu dieser Sache beigetragen hatte. "Ich habe ihn dann herausgezogen, es blutet allerdings immer noch ein wenig. Und er hat noch Schmerzen." Etwas zu ausführlich erklärte sie der Heilerin die Situation.